Categories
Other languages Professional work

Wir brauchen ICD-Arbeitsgruppen Entfernt SM und Fetisch Diagnosen

Trotz neuer Forschungsergebnisse hat sich der Blick der Psychiatrie auf die Themen SM, Fetischismus und fetischistischer Transvestitismus (TV) kaum geändert in den letzten 100 Jahren.

Die meisten Wissenschaftler, die US Psychiater und der Staat Dänemark haben im letzten Jahrzehnt Lederleute als gesund eingestuft. Trotz dieser Tatsache werden Fetischismus, fetischistischer Transvestitismus und Sadomasochismus immer noch als Geisteskrankheit gebrandmarkt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die nächste Revision des WHO Diagnosehandbuchs ICD-10 ist abzuwarten. Diese Revision wird in wenigen Jahren stattfinden.

In den Vereinigten Staaten von Amerika wurden 1994 die Diagnosen im DSM – dem Diagnostic & Statistical Manual – bedeutend überarbeitet. Sadomasochismus wird als eine gesunde Ausdrucksform der Sexualität betrachtet, so lange das Alltagsleben der betreffenden Person nicht beeinträchtigt wird.

Wie früher die Diagnose Homosexualität, die bei der WHO nicht mehr existiert, werden die SM und Fetisch Diagnosen selten in der ärztlichen Praxis benutzt, um Menschen zu helfen. Im Gegensatz dazu rechtfertigt das Stigma, das diesen Diagnosen anhaftet, diverse Formen der Verfolgung und Diskriminierung dieser sexuellen Minderheit in der Gesellschaft. Die ReviseF65-Gruppe kann dokumentieren, dass Menschen ihre Arbeitsplätze, das Sorgerecht für ihre Kinder usw. verlieren wegen ihrer Vorliebe für SM, diesen Lebensstil und ihre Selbstentfaltung. Diese Diskriminierung ist großteils eine direkte oder indirekte Folge dieser Diagnosen.

Vor über 30 Jahren betrachtete die Schwulenbewegung es als eine wichtige Grundlage, zuerst die Diagnose Homosexualität aus der International Classification of Diseases (ICD) zu entfernen, bevor überhaupt weitere Verbesserungen in Bezug auf die Menschenrechtssituation möglich waren. Wenn eine Gruppe als geisteskrank betrachtet wird, hören nur sehr wenige Menschen Deinen Argumenten für den Abbau von Vorurteilen in der Gesellschaft zu.

Die ReviseF65 Bewegung hat heute dasselbe Ziel. Wir betrachten unprofessionelle und stigmatisierende SM- und Fetischdiagnosen als eines der größten Hindernisse, die dem entgegenstehen, dass für uns die Menschenrechte akzeptiert werden. Die Abschaffung dieser Diagnosen ist ein sehr wichtiger Schritt in den Bemühungen, Vorurteile gegenüber der SM-Leder-Fetisch-Bevölkerung abzubauen.

Das pansexuelle ReviseF65 Komitee mit Sitz in Norwegen konzentriert sich auf die fehlende wissenschaftliche Basis der heutigen Diagnosen und versucht, ein internationales Netzwerk von Aktivisten und Experten aufzubauen, um diese Diagnosen zu entfernen.

Was kannst Du in Deinem Land tun?

Wie früher bei der Diagnose Homosexualität; je mehr Länder ihre nationalen SM und Fetisch Diagnosen entfernen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Weltgesundheitsorganisation folgen wird. Nationale ICD-Diagnosen können nur von Gruppen in den entsprechenden Ländern entfernt werden. Diese Arbeit muss von der SM-Leder-Fetisch-Bewegung selbst gemacht werden. Du kannst nicht erwarten, dass irgendwer für Deine Freiheit gegenüber solcher Diskriminierung kämpft, wenn Du es nicht selbst tust.

Die Hilfe von Individuen ist immer willkommen, aber effektiver ist es, lokale und nationale Arbeitsgruppen zu gründen, um die betreffenden Experten für mentale Gesundheit anzusprechen.

Beispiele für nationale Strategien

Wir denken, dass, abhängig von der fachlichen und politischen Situation des Landes, die Strategie entweder lokal oder national begründet sein sollt.

  • Erwerbt die Unterstützung von sexualwissenschaftlichen, psychologischen und psychiatrischen Gesellschaften auf nationaler Ebene. Die Erfahrung mit den Diagnosen über Homosexualität hat gezeigt, dass diese Organisationen der Schlüssel für die nationale Entfernung von Diagnosen sein können.
  • Beeinflusst die politische Gesundheitsverwaltung, die SM und Fetisch Diagnosen von der nationalen Liste der psychiatrischen Diagnosen zurückzuziehen, wie es der Dänische Gesundheitsminister 1995 getan hat.
  • Verbreitet die Information über die Arbeit von Revise F65 über die ICD und verlinkt die Webseite. Wenn Ihr informiert und Eure Stimme gehört werden soll, dann beteiligt Euch an der Email-Diskussionsgruppe auf http://www.revisef65.org/moderator.html und informiert andere darüber.
  • Kooperiert mit anderen schwullesbischen und Fetisch/SM Initiativen, um nationale Strategien für die Abschaffung der Diagnosen zu planen.

Unterstützung des ICD Projekts

Das ReviseF65 Projekt wurde aufgrund einer Initiative der nationalen Versammlungen der Norwegian National Association for Lesbian and Gay Liberation (LLH) 1996 und 1998 eingerichtet.

Die 21te Europäische Konferenz der ILGA in Pisa, Oktober 1999, entschied, das ReviseF65 Projekt zu unterstützen, und bat den Vorstand um Hilfe beim Zugang zu Informationskanälen.

Die Generalversammlung der ECMC in Milano, August 2000, beschloss einen Antrag auf Einrichtung einer Gruppe mit demselben Ziel.

Die Vorstände der Norwegian Association of Gay and Lesbian Physicians HLLF (rechts) und die Norwegian Society for Clinical Sexology NFKS (links) entschieden 2003, das ReviseF65 Projekt zu unterstützen.

Beteiligte Organisationen
Das ReviseF65 Projekt besteht aus SM/Leder/Fetisch Männern und Frauen, die Organisationen von Leder- und SM-Schwulen, -Lesben, -Bi- und -Heterosexuellen repräsentieren, sowie Experten aus der Sexualwissenschaft, Psychologie und Psychiatrie.

LLH, Landsforeningen for lesbisk og homofil frigjøring – Norwegian National Association for Lesbian and Gay Liberation

SLM-Oslo, Scandinavian Leather Men, Oslo

Verkstedet Smia-Oslo

SMil Norge


Gesunde Leder-Leute
Foto von der Europride in Köln 2002.

© ReviseF65.org

Ziel des ReviseF65 Projekts ist die Entfernung der Diagnoseschlüssel Fetischismus, Transvestitismus und Sadomasochismus aus der Internationalen Klassifizierung der Krankheiten, die von der Weltgesundheitsorganisation veröffentlicht wird.


Diagnoseschlüssel zur Diskriminierung – die ICD-10 und die sexuellen Minderheiten

Kink-Aware Professionals in Berlin

BVSM e.V. (Bundesvereinigung Sadomasochismus) kooperiert mit dem ReviseF65-Komitee bei den Bemühungen, die stigmatisierenden SM- und Fetischdiagnosen aus der von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) veröffentlichten ICD zu entfernen. Die BVSM arbeitet an der Streichung dieser Diagnoseschlüssel in der nationalen ICD-Version von Deutschland.
Die Ziele der BVSM sind die Bereitstellung einer Plattform für Projekte und ein Netzwerk von Aktivisten, Wissen zu sammeln, Forschung und Lehre zu unterstützen, Information bereitzustellen, Interessenvertretung und Werben um Akzeptanz in der Öffentlichkeit.
BVSM-Archiv: wissenschaftliche BDSM-Bibliothek und historisches Archiv für die Szene.
AK Psychologie: der Arbeitskreis beschäftigt sich mit Psychologie, Sexualwissenschaft und verwandten Themen; der AK ist korporatives Mitglied der BVSM.

SMart-Rhein-Ruhr e.V. unterstützt das ICD-Projekt und hat den Abbau von Vorurteilen gegenüber SM in der Gesellschaft zum Ziel. SMart arbeitet seit 1992 mit Nichtregierungsorganisationen zusammen, seit 1996 mit nationalen wissenschaftlichen Gesellschaften und kooperiert mit ReviseF65. SMart hat 15 BDSM-Communities in 11 Städten in Deutschland.
BDSM-Bibliothek & Archiv: Wissenschaftliche BDSM-Bibliothek mit Material über das DSM und die ICD, Medizin, Psychologie, Soziologie, Philosophie, Theorie, Literatur, Kunst, Geschichte und Kultur. Beinhaltet ein Archiv der BDSM-Subkultur in Deutschland und ein Pressearchiv.

BDSM-Berlin e.V. setzet sich in Zusammenarbeit mit der “Norwegian Association for Lesbian and Gay Liberation” (LLH) dafür ein, Fetischismus und Sadomasochismus als Diagnosen aus der ICD-10 entfernen zu lassen. BDSM-Berlin organisiert auch Öffentlichkeitsarbeit und ein Verzeichnis von deutschen “Kink Aware Professionals“.

Der Papiertiger. Encyclopedia of BDSM-terms. Eine Enzyklopädie des Sadomasochismus.

Die Datenschlag-Chronik des Sadomasochismus.